Berichte

Endurance WM
24 Stunden von Oschersleben vom 13.-14.8.2005
Pro Thunder Div. I am Lausitzring vom 5.-8.5. 2005
Berichte 2004
 

24h-Rennen in Oschersleben 13.-14.8.2005
Fotos: Andreas Oos und Robert Köster

Nach der Anreise und Einrichtung unserer Box sowie Aufbau der Küchen- und Bewirtungszelte wurde am Mittwoch der Trainingsbetrieb aufgenommen. Ein Motorrad auf drei Fahrer abzustimmen ist sehr aufwendig... die Zeit war also gut investiert um sich an das Optimum heranzuarbeiten. Das Qualifying wurde von unseren Fahrern bereits im ersten Zeittraining am Donnerstag souverän bestritten; mit Zeiten um ca. 1min 38sec wurde die Leistungsfähigkeit unserer Fahrer und des KB35 eindrucksvoll bewiesen und der Startplatz im Teilnehmerfeld war bereits sicher.


Souveräne Qualifikation: Tino Ertel, Bernd Papilion und Klaus Nies

Daher wurde vom Teamchef Sigi Papilion und Chefmechaniker Peter Steger die zweite Trainingssession am Freitag zum Testtermin umgewidmet, um letzte Abstimmungen für das Rennen vorzunehmen.


In der Startaufstellung auf der Start-Zielgerade

Am Samstag dann um 15 Uhr "Le Mans"-Start des 24-Rennens: d.h. beim Startschuss rennen die Piloten quer über die Start-Zielgerade zu ihren Motorrädern,


Start durch Schwenken der Deutschlandflagge, Spurt zum Motorrad...

starten erst dann die Motoren und versuchen ohne Lackaustausch im Gewirr der anderen Motorräder in Richtung der ersten Engstelle zu kommen.


... und los geht es!

Bei uns hatte Bernd die Ehre und die Verantwortung einen guten, also unfallfreien Start hinzulegen.
So oder so ist bei einem 24h-Rennen der Start nur ein ganz kleines Mosaiksteinchen zum Erfolg. Ausschlaggebend ist das Vermeiden von längeren Boxenaufenthalten, insbesondere für Reparaturen. Je nach Taktik und Zeitpunkt wechseln sich die drei Fahrer dann alle 60 bis 75 Minuten ab. Bei diesen routinemäßigen Boxenstopps wird getankt (ca 23 Liter mit einer Schnelltankanlage) und je nach Verschleiß Hinterreifen, Vorderreifen und Bremsbeläge etc. gewechselt.


Alles bereit für den nächsten Boxenstopp

Nachdem bereits Bernd als erster Fahrer einen späten Druckpunkt in der Kupplung feststellte, begann schon früh das Bangen um einen möglichen Defekt im Bereich Kupplung. Mit den ersten drei Turns und den wie abgesprochen gleichmäßigen Zeiten konnten wir uns dennoch nach und nach auf Platz 24 vorarbeiten.


Es ging noch bis auf Platz 24...

Leider sollten sich die Befürchtungen bewahrheiten: um 22 Uhr kam Klaus mit einer schlechten Nachricht und einem waidwunden Motorrad in die Box: der befürchtete Defekt an der Kupplung war nun Realität geworden.

Bei unserem Boxer heißt das nichts anderes, als erst einmal den gesamten Antriebsstrang auszubauen, um an die Kupplung ranzukommen.


Wie lange dauert es, eine Kupplung auszubauen und zu wechseln?

Nach einer knappen Stunde war der Fehler gefunden... der Kupplungskorb hatte aufgrund eines Materialfehlers der extremen Belastung im Rennbetrieb nicht standgehalten und war gebrochen. Nach kanpp einer Stunde und 55 Minuten war der Kupplungskorb nebst Kupplung erneuert und das Motorrad wieder auf der Strecke. Dann das Bangen: Tino und das Motorrad kam aus einer der ersten Runden nach dieser Reparatur viel zu spät und direkt in die Boxengasse zurück: die Benzimpunpe war kaputt. Glücklicherweise ließ sich dieses Problem in wenigen Minuten erkennen und lösen.

Leider blieb uns das Pech in diesem Rennen erhalten.
Um ca. 23 Uhr Leistungsverlust und starke mechanische Geräusche links: Ein Einlassventil war gebrochen und hatte den Kolben zerstört. Der gesamte Zylinderkopf wurde wie schon die Kupplung in Rekordzeit gewechselt. Nachdem der zerstörte Kolben im gesamten Motorblock Aluspäne verteilt hatte, wurde der Motor so gut es ging von allen auffindbaren Verunreinigungen befreit und ein Öl- und Ölfilterwechsel vorgenommen. Durch die nicht aufeinander abgestimmten Kolben waren die Vibrationen recht ausgeprägt... aber der Motor lief wieder und hatte, soweit man das aus den Rundenzeiten schließen konnte auch wieder ordentlich Leistung.

Nach weiteren drei Stunden und kurz vor der geplanten großen Inspektion mit Nachziehen der Zylinderkopfschrauben dann das nächste Problem. Laute mechanische Geräusche und Leistungsverlust machten ein sofortiges Abschalten und Ausrollen des KB35 auf der Strecke notwendig. Leider stand das Motorrad noch ganz am Anfang der Runde und muß lt. Reglement alleine von Fahrer zurückgeschoben werden. Ein unglaublicher Kraftakt, der in dem tiefen Boden (durchweichtes Gras am Rand der Rennstrecke) und in der Lederkombi auch bei Mobilisierung der letzten Kraftreserven kaum zu schaffen ist. Bernd hat es geschafft, weil er ein echter Kämpfer ist und wie bei uns im gesamten Team üblich beim Einsatz an die Grenzen oder darüber hinaus geht. Erst an der Linie zum Beginn Boxengasse durften lt. Reglement zwei Mechaniker (Robert und Jens) das Motorrad dann übernehmen und das Motorrad mit der schnellsten jemals in der Boxengasse geschobenen Zeit bis zu unserer weit hinten gelegenen Box 24 bringen. Bernd war nach der Übergabe mit einem Kreislaufkollaps zusammengebrochen und konnte erst wieder durch zwei Infusionen im Medical-Center auf die Beine gebracht werden. Für den KB35 war das Rennen dennoch vorbei: ein kapitaler Lagerschaden an Pleuel und/oder Kurbelwelle bedeuteten das endgültige Aus; Ursache war wahrscheinlich der Vorschaden an der rechten Seite, eine genauere Analyse wird erst nach dem Öffnen des Motors möglich sein.

Nachdem wir uns bereits auf Platz 24 vorgearbeitet hatten, wurden wir also von einem ausgebrochenen Kupplungkorb und dann dem Motorschaden auf der rechten Seite weit zurückgeworfen. Die danach erneut gestartete Aufholjagd wurde dann durch den Lagerschaden endgültig gestoppt.

So hart ist halt der Rennsport. Eine Kupplung ist schon einmal verschlissen, aber ein ausgebrochenen Kupplungskorb oder ein gebrochenes Einlassventil gehört bei einem neuen Motor zu den eher seltenen Defekten. Im Normalbetrieb wird man von solchen Defekten daher glücklicherweise in der Regel verschont, im harten Rennbetrieb wird so etwas schonungslos nach wenigen Stunden aufgedeckt.

Dennoch: die Fahrer sind konstant hervorragende Zeiten gefahren und die technische Crew hat Unmögliches in atemberaubender Schnelligkeit geleistet. Das ganze Team hat in Oschersleben eine hervorragende Leistung gezeigt und wir hatten eine Platzierung als bester Zweizylinder fest im Visier... aber es hat nicht sollen sein.

So bleibt es übrig zu danken: Unseren Sponsoren. Unseren Fans und Förderern. Und allen Teammitgliedern, angefangen von der Küchencrew über Fahrer, Lageristen Ersatz- und Verschleißteile, Zeitnahme, Crew für die Boxenstopps bestehend aus Mechanikern, Tanker, Feuerlöschbereitschaft, sowie Spritholer, Reifenwechsler, unsere Helfer und alle anderen, die immer dann zur Stelle waren, wenn noch irgend etwas zu tun war.

Danke!


DAS BOXER TEAM beim 24h-Rennen Oschersleben 2005